Übersicht |  Drucken |  Versenden

Erschienen am: 04.07.2014

Geodäten vermessen die Welt

Wer kennt das Navi nicht!? Faszinierende High-Tech sorgt dafür, dass die globale Navigation inzwischen zur Selbstverständlichkeit geworden ist. Doch wie funkitoniert ein Navi und welche Technik sorgt dafür, dass wir uns weltweit per Knopfdruck positionieren können? Im Rahmen der bayernweiten Woche der Geodäsie lud das Vermessungsamt Landsberg zwei zehnte Klassen des Landsberger Ignaz-Kögler-Gymnasiums ein, einen Blick hinter die geodätischen Kulissen zu werfen.

Hand auf`s Herz: schon einmal etwas von Geodäsie gehört? Diese Frage stellte der Amtsleiter des Landsberger Vermessungsamtes, Steffen Kirchner, den Zehntklässlern des IKG. Natürlich hatte noch niemand von dieser exotisch anmutenden Disziplin gehört. Groß war die Verwunderung der Schülerinnen und Schüler, als sie erfuhren, dass alle auf dem Markt befindllichen Navigationsgeräte nur funktionieren, weil Geodäten die notwendigen Grundlagen geschaffen haben. Noch verblüffter waren sie, dass der Namenspatron ihrer Schule, Ignaz Kögler, als Astronom am chinesischen Kaiserhof und Leiter der Sternwarte in Peking ebenfalls zu den Geodäten gerechnet werden kann.

In einem kurzen Überblick vermittelte Kirchner die Grundzüge globaler Satelliten-navigation (GNSS). Über einen Empfänger können kodierte Satellitensignale empfangen werden, aus deren Laufzeit zwischen Satellit und Empfänger die Entfernung bestimmt wird. Da die Signale mit Lichtgeschwindigkeit unterwegs sind und damit für die 20 000 km Entfernung zwischen Satellit und Empfänger nur wenige Hundertstelsekunden benötigen, muss die Laufzeit mittels Atomuhren extrem genau gemessen werden.

Mittels GNSS-Verfahren kann der Kontinentaldrift exakt vermessen werden und kann vor Tsunamis gewarnt werden. Eine weitere, sehr nützliche Anwendung kommt bei der europaweiten Einführung sogenannter eCall-Verfahren im nächsten Jahr zur Geltung. Damit wird bei einem Verkehrsunfall automatisch die Rettungsleitstelle verständigt und über den exakten Unfallort informiert. Fehlgeleitete Einsatzkräfte, die wegen mangelhafter Ortsbeschreibung den Unfallort nur auf Umwegen erreichen, gehören dann endgültig der Vergangenheit an. Die automatische Verständigung wird durch einen Airbag-Sensor ausgelöst und über das Mobilfunknetz an die Rettungsleitstelle weitergegeben. Übertragen wird dabei ein sogenannter Minimaldatensatz, der u.a. die über GNSS-Verfahren erzeugten Positionsdaten des Unfallfahrzeuges enthält. Ab Herbst 2015 werden alle Neuwagen, die in Europa zugelassen werden, mit dem eCall-System ausgestattet.

Zum Abschluss demonstrierten Mitarbeiter des Vermessungsamtes die Praxis moderner Messverfahren: die lokale Positionierung mittels Tachymeter und daraus abgeleitete zweidimensionale Koordinaten sowie die globale Positionierung mittels GPS-Empfänger und daraus abgeleitete dreidimensionale Koordinaten. Die notwendigen Messungen führten die Zehntklässler selbst durch und durften sich dabei auf die Suche nach einem im Garten des Vermessungsamtes vergrabenen Schatz machen.

Gruppierung

Bilderstrecke starten: Klicken Sie auf ein Bild(3 Bilder)